Herbstfahrt 2021 nach Beilstein und Moselkern
Tour mit Hindernissen: Kaulkuler Muche an der Mosel
Der Wettergott muss einfach ein Muche sein: Pünktlich zur Bürgerfahrt des Kohlkauler Bürgervereins bescherte er einen herrlich goldenen Oktobertag und war den Muche wie bereits zum Weinfest wohl gesonnen. Endlich konnte der Verein nach überstandener Corona-Zwangspause wieder einen schönen Ausflug unternehmen. Unter fröhlichem „Hallo“ und in bester Stimmung starteten 50 gut gelaunte Kohlkauler am Sonntag, 24. Oktober, an die Mosel. Doch es sollte eine Tour mit ein paar Hindernissen werden, die der guten Stimmung aber keinen Abbruch taten. Der Busfahrer verfuhr sich mehrfach und musste in engen Gassen – auch mal mit Unterstützung und Navigation durch hilfsbereite Fahrgäste und Dorfeinwohner – sein ganzes fahrerisches Können unter Beweis stellen. Mit reichlich Verspätung kamen die Beueler schließlich am Ziel, dem idyllischen, mittelalterlichen Beilstein, an. Im so genannten „Dornröschen an der Mosel“ führte der Wahl-Beilsteiner Rainer Vitz durch das an Geschichte und Geschichten reiche Dorf. Hier leben 122 Einwohner aus zehn Nationen. Der Historiker Vitz, den es u.a. durch sein Studium in Trier aus Mönchengladbach nach Beilstein verschlagen hat, leitete kurzweilig durch das 700jährige Städtchen und wusste dabei Erstaunliches und Überraschendes kenntnisreich und humorvoll zu präsentieren.
Der Ort war bis in die 1930er Jahre nur über Trampelpfade und unbefestigte Wege bzw. über die Fähre vom gegenüberliegenden Moselufer erreichbar. Diese abgeschiedene Verträumtheit brachte dem Dorf den Beinamen „Mosel-Dornröschen“ ein. Zu den ältesten noch erhaltenen Häusern zählen eine ehemalige jüdische Synagoge mit dem benachbarten Wohnhaus des Rabbis. 1310 siedelten sich zehn jüdische Familien in Beilstein an und begründeten die damals bedeutendste jüdische Gemeinde im Kreis Cochem-Zell. Vitz spannte den Bogen weiter und berichtete etwa über einen Ritterturnierplatz oder die ehemaligen Burgherren derer zu Metternich. Diese siedelten rechtzeitig vor der Ankunft der französischen Revolutionstruppen nach Koblenz um, wo sie die gleichnamige Sekt-Dynastie begründeten. Skurril ist die Geschichte des exzentrischen Geheimen Oberbaurats Carl Höffgen, der 1884 in Beilstein ein hochherrschaftliches Anwesen erwarb und unter anderem eine Open-Air-Kegelbahn anbaute. Mangels eigener Nachkommen erbte schließlich das Hausmädchen nach 54 Jahren im Dienst der Familie alle seine Besitztümer. „Wenn man lange genug wartet, werden Träume wahr“, so der Kommentar von Vitz. Zelluloid-Träume erfüllten sich ebenfalls in Beilstein. Denn das Fachwerkensemble wurde wiederholt Filmkulisse. 1936 wurde „Wenn wir alle Engel wären“ mit den Ufa-Stars Heinz Rühmann und Leni Marenbach nahezu komplett in Beilstein gedreht. Es folgten zahlreiche weitere Filme bis zum Ende der 1960er Jahre. Nach einer filmischen Pause wurde der Ort u.a. von der britischen BBC für die Fernsehproduktion „Vanity Fair“ wieder entdeckt, bei der auch Beilsteiner als Komparsen mitwirken wie u.a. auch Rainer Vitz. Aktuell werden immer mal wieder Fernsehbeiträge von SWR und WDR mit und über den Stadtführer Vitz abgedreht.
Nach so viel kurzweiliger Information war eine Pause im Sonnenschein am Moselufer für den Bürgerverein eine gern genommene Unterbrechung. Beim traditionellen Picknick konnte man sich für das weitere Programm stärken. Mit reichlich Verspätung erreichten die Kohlkauler schließlich das Weingut Weckbecker in Moselkern. Hier hieß es Umsteigen vom bequemen Sitz im Bus auf die Holzbänke in zwei zünftige Planwagen. Ziemlich beengt, dafür aber schön gewärmt von den Sitznachbarn und entschädigt durch das ein oder andere Fläschchen Moselwein ging es durch Weinberge und zu überraschenden Sehenswürdigkeiten mitten im Busch. Der Winzer berichtete dabei über die Geschichte des Ortes und den Weinanbau im Moseltal.
Unter Absingen fröhlicher Lieder ging es anschließend Richtung Heimat, allerdings wieder nicht ohne kleinere Umwege…Im Vorgebirgsblick in Bornheim fand der Ausklang bei leckerem Essen, Wein und Bier statt.
Jetzt heißt es: Nach der Bürgerfahrt ist vor der Bürgerfahrt.
Die Reisetanten Angelika und Monika freuen sich schon jetzt auf die Frühjahrstour mit Euch!