Fachwerkidylle und ritterliches Mahl:
Frühlingsfahrt des Bürgervereins Kohlkaul war wieder ein voller Erfolg!
Muskelkater dürfte so manchen Teilnehmer nach der Frühlingsfahrt des Bürgervereins Kohlkaul am Samstag, 13. April, in die mittelalterliche Stadt Blankenberg in der gesamten Lach- und Beinmuskulatur geplagt haben.
Doch von Anfang an:
Bei der Abfahrt vom Kohlkauler Platz setzte Schneefall ein und legte die Vermutung nahe, dass wir zum Adventsmarkt aufbrechen. Doch wenn Engel bzw. Muche reisen, ist uns die Sonne hold. So war es denn auch: pünktlich zur Ankunft des Busses in Blankenberg kam der Planet heraus und war den Ausflüglern den gesamten Stadtrundgang treu. Fachkundig und kurzweilig geführt durch das Nachtwächter-Ehepaar Schlüssel ging es durch idyllische Dorfgassen und vorbei an liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern durch das Städtchen.
Der Rundgang führte unter anderem auf die Burg, das Zentrum der Macht vergangener Epochen, in der bis ins 13. Jahrhundert die Grafen von Sayn residierten. Die Burg ist eine der besterhaltenen Beispiele für Großburganlagen des Hochmittelalters im Rheinland und erlaubt einen ungetrübten und grandiosen Blick über das Siegtal.
Bei der kleinen Wanderung erläuterten die Nachtwächter unter anderem die Entstehung von gängigen Redewendungen wie etwa Stein des Anstoßes oder die Kurve kratzen, weil in früheren Jahrhunderten dicke Findlinge oder Steine die Häuser in den engen Sträßchen vor allzu sportlichen Fuhrwerken bewahrten.
In der der Heiligen Katharina gewidmeten Dorfkirche berichteten die Nachtwächter, dass das Gotteshaus in den 1990er Jahren in großen Teilen einem Brand zum Opfer fiel, den der damalige Pfarrer mit einem vergessenen Heizkissen im Beichtstuhl verursacht hatte.
Zum Glück konnte die Kirche wieder aufgebaut werden.
Versorgt mit schönen Eindrücken und geschichtlichen Einblicken konnten die Kohlkauler dann zum krönenden Abschluss schreiten, dem zünftigen Rittermenü im Haus Sonnenschein –
das übrigens in den 1960er Jahren ein Schauplatz für den Straßenfeger „Melissa“, einem TV-Dreiteiler von Francis Durbrigde, war.
Durch die sechs Gänge des Ritteressens führte amüsant und kurzweilig Hanna von Westfalen, stimmgewaltig und kenntnisreich.
Sie erläuterte mittelalterliche Tischsitten und Gebräuche wie etwa:
Man schlürfe das Kartoffelsüppchen und fummele gleichzeitig mit der freien Hand dem oder der Tischnachbarn/Nachbarin an Knie und Schenkel.
Auf dem Speiseplan – alles zünftig weitestgehend ohne Besteck und laut schlürfend zu verzehren – standen etwa
Met und Reibekuchen, Spanferkelhaxe und Mittelalter-Gouda.
Zwischen den Gängen kürte Hanna von Westfalen zur allgemeinen Erheiterung und zum Angriff auf die Lachmuskulatur ein neues Kohlkauler Starensemble, angeführt von König Georg.
Die Laienschauspieler (alles Kohlkauler Muche) boten ein kleines Theaterstück über die Entführung und wundersame Errettung des Burgfräuleins. Damit auch ja keine Langeweile aufkam, musste die Festgesellschaft immer aufstehen, wenn der König seine Hinterbacken vom Stuhl erhob. Lauthals brüllte der Vor-Trinker seinen Trinkspruch – „Lasst euch nicht lumpen, hoch die Humpen!“ – und wieder kamen die Rittersleut auf die Beine und brüllten aus voller Kehle mit dem Vor-Schreier den Trinkspruch „All-Voll“ – was an unsern Schlachtruf „Kohl-Kaul!!!“ erinnerte. Der Vorkoster musste die Speisen erst testen und bangte dann kurz um sein kleines Leben. Ebenso wie die Jungfrau, die von Ritter, Knappe, Pfaffe und Hexe aber gut beschützt wurde.
Die Kohlkauler mussten unterdessen immer mal wieder Mond, Wind, Blitz, Donner, Käuzchen und Vieh auf der Weide und im Stall akustisch mimen und zwischendurch mit den Händen klappern.
So fiel denn auch am Ende des Tages die einhellige Meinung aus: Mit den Händen klappern – also Beifall spenden für eine gelungene Frühlingsfahrt. Nä, wat hat dat Spass jemacht!!!!
Text: Monika Gehrmann